top of page

Bloemhof, 06.6.2023

  • Autorenbild: ulibrosch
    ulibrosch
  • 7. Juni 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Ich habe gut geschlafen und bin früh nach Sonnenaufgang schwimmen gegangen. Man stelle sich vor, es hat heut früh geregnet. Es war herrlich, warmer karibischer Regen. Unten an meinem kleinen Strand waren die Rasta-Beachboys auch schon da und haben ihr Kraut in ihren selbstgedrehten Ziggis geraucht. Es ist so angenehm hier, man wird freundlich gegrüßt und nicht wie zb. auf Sansibar blöd angemacht. Aber ich entspreche sicher auch nicht mehr der Zielgruppe. Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, älter zu werden. Die Jungs räumen jeden Morgen den Strand auf und machen alles schick und immer, wenn ich meine Schwimmrunde beendet hab, hören sie die neuesten Rasta Tunes und ich hab eine guten Start in den Tag.

Ich bin also schön im Regen meine Stunde geschwommen, hab den Morgenkaffee in der Hängematte zu mir genommen und mich langsam startklar für den Tag gemacht. Der Plan sah vor, wieder ein Plantagenhaus zu besichtigen…. Pfff langweilig, schon wieder ! Mit Nichten!

Zunächst hieß es in den Süden zu fahren. Das Autofahren ist hier ganz relaxed, max. Höchstgeschwindigkeit liegt bei 80 km/h. Die Straßen sind eher holprig, viel schneller fahren macht also sowieso keine Sinn. Aber es gibt sie auch hier, die jugendlichen Raser in ihren für hiesige Verhältnisse aufgetunten Karren. Da wird man mit quasi lichtgeschwindigkeits 90 km/h überholt und meint, das einen überholende Auto fährt mit Autopilot. Ich sehe keinen Fahrer ! Aber das liegt daran, dass natürlich die Lehne des Fahresitzes aus Coolness Gründen so weit nach hinten geklappt ist, dass der Fahrer fast liegt. Mir ist rätselhaft, wie man mit normaler Statur so überhaupt noch über ein Lenkrad aus der Frontscheibe gucken kann. Also eigentlich alles wie auf Brandenburger Landstraßen.

Die Insel ist ja nicht sehr groß. Trotzdem hab ich mir offline eine Landkarte auf mein Handy runtergeladen, damit ich auch überall ankomme. Natürlich habe ich noch eine mittelalterliche Papierstraßenkarte dabei, falls das internationale Zwischennetz (was ich ja eigentlich nicht brauche) ausfällt oder, was viel wahrscheinlicher ist, mein Handy wegen Temperaturen von 36° streikt. Gott sei Dank bin ich ja als altes Ostkind im Kartenlesen geübt. Da ich, wie bereits berichtet, in meiner Kindheit unzählige Wandertouren durch das Riesengebirge mit meinen Eltern gemacht hab, kann ich eine Landkarte, auch ohne sie ständig in der Hand hin und her zu drehen, lesen.

Natürlich wurde diese Fähigkeit in ZV (Zivilverteidigung) in der Schule grundlegend vertieft. Da haben wir nämlich allerlei lustige Fähigkeiten erlernt. Zum Beispiel, wie man aus Zellstoff ( für die jüngere Generation: das ist eine Art deutlich grob strukturiertes Tempo-oder Papiertaschentuch) und einer Feinstrumpfhose eine Atemschutzmaske baut. Des Weiteren mussten wir alle in Gasmaske und in stinkenden und klebenden grau-grünen schweren Ganzkörpergummianzügen um den Sportplatz rennen und Atomalarm üben. Dustin Hoffmann in „Outbreak“ sieht dagegen in seinem leuchtend zitronengelben Anzug mit fenstergroßem Sichtvisier wie ein süßer Minion aus. Aber jetzt bin ich gänzlich abgeschwiffen…Eigentlich wollte ich nur sagen, dass im Rahmen des Erlernens überlebenswichtiger Techniken im Falle eines imperialistischen Atomangriffs auch Kartenlesen von Papierkarten inbegriffen war. Als ob dies dann noch was genützt hätte, denn weiter als bis zur nächsten Querstraße wär man sicher sowieso nicht gekommen und dafür brauchte es keinen Stadtplan, egal ob aus Papier oder als App.

Ich bin also mit meinem Handy-Navi Richtung Wilhelmstadt gefahren, wo sich das Landhuis (ist ja alles holländisch hier) Bloemhof befindet. Hier arbeiten immer unterschiedliche Künstler in verschiedenen Ateliers. Das Landhaus befindet sich inmitten eines verwunschenen Garten. Der eigentliche Grund, dass ich dahin wollte, ist eine Kathedrale komplett aus Dornen gebaut, die dort steht. Und ich muss sagen WOW ! Das hat mich beeindruckt. Im ganzen Garten stehen Skulpturen und Installationen, aber die Krönung ist eben dieses Dornengebäude, was wie eine Art Labyrinth aufgebaut ist. Eingebettet in diese imposanten Dornenwände sind verschiedenste Kunstwerke einheimischer und internationaler Künstler. Ich fand das ziemlich spannend und hätte zu gern ein oder zwei Objekte mitgenommen. Man hat mir auch berichtet, aus wie vielen Dornen die Kathedrale besteht. Hab ich aber schon wieder vergessen, es waren einfach zu viele. Ich habe hier den ganzen Vormittag verbracht und dann schön im wunderbaren angeschlossenen Cafè auf einer schattigen Terrasse mit erfrischend rotierenden Deckenventilatoren gefrühstückt.


Weil ja heute mein Ehrentag ist, bin ich dann in einen Schicki Micki Beach Club gefahren und hab es mir richtig gut gehen lassen. Es war wirklich sehr angenehm dort, keine laute Musik, keine Hippster, keine Protzer. Der perfekte Ort, um ein Gläschen Prickelbrause zu trinken, zu schwimmen, ein Mittagsnickerchen zu machen und den Tag mit einem leckeren verfrühten Abendbrot ausklingen zu lassen.

Morgen gehe ich wieder Tauchen und werde natürlich berichten.



 
 
 

Commenti

Valutazione 0 stelle su 5.
Non ci sono ancora valutazioni

Aggiungi una valutazione
Über Mich_edited.jpg

Hallo, danke fürs  vorbeischauen

"Wenn einer eine Reise tut ..." ich berichte hier von meinen Reisen rund um die Welt. Fühl Dich herzlich eingeladen und erlebe mit mir, was ich da draußen in der Welt erlebe.

bottom of page