Hoi An, 14.-19. Februar 2014
- Uli Brosch
- 18. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit
So, es musste ja so kommen. Nachdem alles immer geklappt hat und selbst im Regen und bei 10* schön war, kam jetzt der dicke Hammer. Ich wurde richtig fett bestohlen, am Valentinstag! In mein Hotelzimmer wurde eingebrochen, ich war grad seit wenigen Stunden hier... und das ist ein ganz seriöses Hotel, nicht so eine Würfelbude. Alles weg, Geld, Schmuck, mein gesamtes Tauchequipment, Kamera mit allen Bildern, Tauchcomputer und auch paar Klamotten. Habe zum Glück noch meinen Pass, alle Kreditkarten, mein iPad und mein Telefon. Toll, jetzt kann ich wie in der Werbung im Schlüpper mit meiner Kreditkarte shoppen gehen!
Es war ein einheimischer Hotelgast, der dann ohne auszuchecken und ohne zu bezahlen abgehauen ist. Die haben die Kopie von seinem Ausweis (wenn der überhaupt echt war) und jetzt wird gefahndet, obwohl ich denke, dass der sich bereits in irgendein Bergdorf abgesetzt und meine Sachen schon vertickt hat. Das sind die harten Fakten. Der Schwager des Hotelchefs (ist so ein kleiner Familienbetrieb) arbeitet bei der Polizei, im Ort selbst gibts keine Touristenpolizei. Es kamen also Männer in Uniform, mit vielen Sternen auf den Schulterstücken und dann Zivilpolizei, insgesamt ca. 20 Beamte. Keiner sprach eine Sprache, die ich nur annähernd kann. Die Hotelchefin hat die ganze Zeit übersetzt, aber deren Englisch ist auch nicht so prall. Mir war schlecht und ich war sooooo traurig. Hier darf man auf keinen Fall sein Gesicht verlieren, nicht wütend werden, nicht die Stimme erheben, nicht hektisch werden und vor allem nicht heulen. All das nicht tun, wonach mir grade war. Also hab ich sie einfach machen lassen und hab mich in eine Ecke vor die Tür gesetzt, Rotz und Blasen geheult und Kette geraucht. Das Ganze hat bis in die Nacht ca. 3 Stunden gedauert, dann sind sie abgezogen und ich sah aus wie der Froschkönig, mit Glupschaugen so groß wie Melonen. Am nächsten Tag musste ich mit meiner lieben Hotelchefin (die ganze Familie war total betroffen und haben mir immer zu verstehen gegeben, wie leid es ihnen tut und dass sie Angst um meine Seele und Gesundheit haben, weil ich immer nur geweint habe) zum hiesigen Polizeirevier. So viel kann man gar nicht kiffen, ich dachte, ich bin in einer Zeitschleife gefangen. Das kann ja ab und an ganz witzig und nostalgisch sein, aber bitte nicht in meiner Situation. Zunächst wurde ich von der Straße der Besten begrüßt, heißt ca. 10 Fotos von Beamten an entsprechender Wandzeitung (das Wort hatte ich schon aus meinem Sprachschatz gestrichen), wobei ich zunächst glaubte, dass dies Bilder mit Veteranen aus dem Vietnamkrieg seien. Einer dieser Veteranen war dann mein zuständiger Beamter.... Es gab in dem ganzen Revier keinen Computer oder gar eine Schreibmaschine. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn man nun auch noch eine Schiefertafel zum Protokollschreiben rausgeholt hätte. Keiner hat englisch gesprochen. Ich habe dort ein Kilo handgeschriebenes Papier mit vietnamesischer Übersetzung meiner Angaben und schicke rote Stempel bekommen.... Das ist der aktuelle Stand der Dinge. Ich hab 2 Tage gebraucht, um mich wieder einigermaßen zu sortieren. Gestern Abend war ich dann zum Glück mit zwei Mädels verabredet, die ich auf der Segeltour in der Halong Bay kennengelernt habe. Das war dann wunderschön und auch total lustig. Die haben mich echt aufgemuntert. Bin dann zurück zu meiner Unterkunft und dachte, ich setz’ mich noch ein paar Minuten auf meinen kleinen Balkon. Ich war grad rausgetreten, als die Balkontür zufiel und nicht mehr von außen zu öffnen war. Da stand ich dann, barfuß im 3. Stock auf meinem Balkon zum Hof und nebenan war Karaoke Party für Schwerhörige. Was hab ich eigentlich getan, dass mir das widerfahren muss???? Niemand hat mich gehört, es war dunkel und ich musste mal. Ich hab 3 Stunden da verbracht und hab versucht wie bei der Olsenbande mit einem Feuerzeug und meinem Gürtel die Tür aufzubekommen, unmöglich. Meine Hände sind nun total zerkratzt. Dann hab ich überlegt, ob ich den unteren Teil der Tür (aus Glas) eintreten soll ... aber ohne Schuhe? Letztlich hab ich mich für unsagbar lautes Schreien entschieden und wurde erhört. Da ich ja meinen Schlüssel von innen im Zimmetürschloß stecken hatte, musste jemand mit einer Leiter vom Balkon der 2. Etage zu mir klettern und die haben dann mit Werkzeug die Tür geöffnet. Ich hoffe nun ist es gut und ich hab alles Miese abgearbeitet, es reicht nämlich. Mein täglich unermüdliches Mantra ist jetzt: "Gott sei Dank ist mir nichts passiert "! Ich meine das wirklich ganz ernst, denn ich hätte ja auch mit dem Bus verunglücken können und mit hohem Querschnitt im örtlichen Dorfkrankenhaus liegen können.... Das wär schlimm! Das zweite Mantra ist von meiner Mutter Inge "Helm auf und durch " (Leitspruch von meinem Opa Köhler aus dem Ersten Weltkrieg). Ja, man kann sich alles schönreden, aber das tut mir grad sooooo gut.
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