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Jabrin, 3. März 2023

  • Autorenbild: ulibrosch
    ulibrosch
  • 4. März 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Nizwa, die Oasenstadt nord-westlich der Hauptstadt Muscat, eignet sich sehr gut als Basislager zur Erkundung diverser historischer Stätten. Heute soll es also nach Jabrin gehen, wo sich eine uralte Wohn-Lehmfestung befinden soll. Auch diese wurde aufwendig mit alten Techniken restauriert und gehört zum Weltkulturerbe. Wie immer ob seniler Bettflucht und dem Temperaturverlauf der Tage hier angepasst, erfolgte ein sehr früher Aufbruch. Es ist einfach herrlich hier im frühen Morgenlicht, wenn die Sonne noch nicht am Höchsten steht, durch die Landschaft zu fahren. In den von hohen Bergen umsäumten flachen Ebenen gibt es unzählige dieser Lehmfestungen. Das ganze flache Land ist gefühlt ein Netzwerk von Festungen. Sie dienten dazu Feinde rechtzeitig zu sehen und zu bekämpfen. Nur wenige dieser Festungen waren zum Wohnen gedacht. Diese heutige in Jabrin ist eine solche. Wieder gänzlich als Labyrinth gebaut, ist es schwierig ein sogenanntes Raumkonzept zu erkennen. Aber das ist auch völlig egal, denn dieses Gebäude ist wunderschön. Große mit Teppichen ausgelegte Räume mit wunderschön bemalten Holzdecken ziehen mich in ihren Bann. Es gibt eine Bibliothek mit den für arabische Länder typischen hölzernen Haltern für Bücher. Es gibt einen kompletten Gästetrakt mit wunderschönen kleinen gemütlichen Gästezimmern. Tiefe schattige Höfe  mit geschnitzten Holzfenstern laden zum verweilen ein. Da unten befinden sich auch die Küchen. Überall gucken Holzstöcker aus der Wand an denen tönerne Gefäße hängen. Diese sind unglasiert und dienen als Trinkwasserspender. Das Trinkwasser sickert in den unglasierten Ton und verdunstet dann an der äußeren Oberfläche, was wiederum die Gefäße und deren Inhalt kühl hält. Eisgekühlte Getränke ohne Kühlschrank war hier vor 300 Jahren schon möglich. Im Keller wurden Datteln in Palmblätterkörben gelagert. Durch das Eigengewicht wurden diese zerquetscht und der dicke süße Dattelsaft wurde durch im Boden eingelassene Rinnen aufgefangen und in großen, ebenfalls im Boden eingelassenen, auswechselbaren Kupferschalen aufgefangen. Der Saft wurde entweder zum Essen genutzt oder, falls Feinde im Anmarsch waren, bis zum Siedepunkt erhitzt und dann durch eine Luke am Eingangstor über unerwünschte Eindringlinge gekippt. Auweia ! Die gesamte Anlage ist sehr gut durchdacht und unfassbar praktisch gebaut. Ich bin sehr beeindruckt.

Nachdem ausgiebig besichtigt und die Lehmburg verlassen wurde, ergoß sich, wie nun schon so oft, ein Bus vollerPauschaltouristen in die Festung. Der frühe Vogel fängt den Wurm- oder hat die Burg für sich allein;-)

Der heutige Tag war dann noch von einem kleinen Umzug bestimmt, denn es sollte die letzte Nacht in Nizwa passend zu den vielen Lehmburgen nun auch in einem traditionellem Lehmhotel übernachtet werden. Dies befand sich mitten in der Altstadt. Das Navi zeigte an, dass es per Auto zu erreichen sei. Leider war im Navi nicht ersichtlich, für welche Art von Auto und inwieweit es sich um Einbahnstraßen handelte. Die Gassen wurden immer enger und mir immer heißer. Ich hatte große Angst, daß das große Batmobil gleich zwischen zwei Lehmhäusern steckenbleibt. Rechts und links der Spiegel war nur noch 1 cm Platz. Jetzt hatte sich die Navistimme in der Hitze auch noch aufgehängt und redete nur noch wirres Zeug. Rechts abbiegen, wo es gar keinen Weg gab, gerade aus- da ist aber eine Mauer ???… einfach unmöglich. Die Omanis sehen das gelassen. An ultraengen Kreuzungen kamen mir dann auch noch Fahrzeuge entgegen. Keiner war genervt oder hupte. Alle lächelten mich an - aufmunternd, nicht mitleidig wohlgemerkt. Ein älterer Herr winkte mir und redete beruhigend auf mich ein, ich würde da schon durchkommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich zumindest wieder auf dem großen Wadiparkplatz angelangt. Nach einem zweiten Versuch (diesmal entgegengesetzte Richtung) wurde das Hotel erreicht. Ein wunderschönes altes traditionelles Lehmaus ohne Fensterscheiben, sondern nur mit Holzfensterläden. Zum Abendbrot gabs dann Kuh, die stundenlang in einem Erdloch gegahrt hatte und gerade bei Ankunft frisch ausgegraben wurde. Es folgte nach dem üppigen Mahl ein Abendspaziergang, bei welchem eine Eisdiele entdeckt wurde. Weihraucheis !! So etwas hab ich noch nie gegessen. Einfach nur anders und lecker. Mir war bis dato nicht klar, dass man Weihrauch auch essen kann. Sehr erfrischend und belebend. Im wohltemperierten Lehm-Zimmer fielen mir dann schnell die Augen zu. Morgen geht es zurück in die Hauptstadt Muscat. Ich werde berichten.

 
 
 

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