Mexiko, Tulum, 02.-09. April 2014
- Uli Brosch
- 29. Dez. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Buenos Dias, Chikas !
Ola, nun bin ich in Mexiko, genauer gesagt in Tulum auf der Halbinsel Jucatan ( Karibik Seite) und ich hätte nicht gedacht, daß es hier so schön ist. Latinoland war bisher nicht so meins... Hmm, da muß ich jetzt wohl umdenken. Ich war ja schon mal in Mittelamerika und das fand ich damals ziemlich laut und nervig. Jetzt ist es ganz anders hier, die Leute grüßen immer ganz freundlich und freuen sich, wenn man zurück grüßt. Keiner macht einen doof an, auch in der Nacht nicht, wenn man von der Bar nach Hause/ ins Hotelchen wackelt. Aber vielleicht bin ich auch mittlerweile zu alt für doofe Anmachen, oder - das gefällt mir übrigens besser- ich bin einfach tiefenentspannt !
Ich bin also vom Flughafen hierhergefahren und am ganz späten Abend angekommen. Am nächsten Morgen bin ich wachgeworden und dachte ich steh mitten auf dem Apellplatz meiner alten Schule in Sömmerda. Flammende Reden in entsprechender Lautstärke sausten in meine Gehörgänge. Ist hier gerade Parteitag? OK, da kein Weiterschlafen möglich war und man bei der zackigen Redeart sogar beim Zähneputzen Haltung annehmen mußte, bin ich aufgestanden. Direkt neben meinem Hotel ist die örtliche Basis der Alkoholicos anonimus, die allmorgendlich ihre Rede für den Tag mit entsprechend mexikanischem Temperament vorgetragen bekommen. Mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt, hab aber Abends, wenn ich nach dem Tauchen noch mit den Leuten von der Tauchbasis auf einen Drink aus war, immer ein bisschen schlechtes Gewissen, wenn ich an diesem Haus vorbeilaufe ( zumal die gerade angesagte örtliche "nach dem Tauchen" Bar auch noch gleich zwei Häuser daneben ist..;-)
Tulum ist eine Kleinstadt, die eigentlich nichts hermacht. Aber.... nur 2 km von der Stadt entfernt gibt es einen so wunderschönen Strand und die einzigen Maya Ruinen, die direkt am Meer erbaut wurden. Aber der eigentliche Hauptgrund, warum ich in dieses Nest gefahren bin, sind die Cenoten. Das sind auf der ganzen Halbinsel im Urwald verteilte riesige unterirdische Löcher mit einem Kavernen- und Höhlensystem, in dem man tauchen kann ! Die Majas glaubten, dies sei das Reich der Toten und dort geht es in die Unterwelt. Das ganze Höhlen- und Cavernen System ist immer noch nicht komplett erforscht. Es soll wohl aber eines der Größten weltweit sein.
Also ich bin dann da im Reich der Toten mal tauchen gegangen mit einer Tauchbasis, die ganz viel auf dem Gebiet forscht und immer neue Gänge und Höhlen entdeckt und kartographiert. Normalerweise macht man erst mal so eine "Kinder-Caverne", aber ich durfte gleich am ersten Tag einen Tieftauchgang machen. Die entsprechende Caverne ist im Urwald und der Eingang ist ein Loch, was 7 Meter tief in der Erde ist. Noch vor 2 Jahren mußte man da reinspringen, Gott sei dank gibt es jetzt eine Leiter. Trotzdem hatte ich am Anfang ein bisschen Angst und einen heiden Respekt. Das Wasser ( Süßwasser)ist tief blau, glasklar, wie aus der Leitung und ziemlich kalt. Das ist ein ganz anderes Tauchen, als im Meer, denn es ist dunkel ( ist ja oben auch nur ein Loch von ca.10 m Durchmesser). Weiter unten sieht man dann auf einmal dicke weiße Röhren, die kreuz und quer durchs Wasser laufen, was aber Sonnen-Lichtstrahlen sind, die von oben durch kleinere Löcher hereinstrahlen. Das ist so abgefahren, wie der Beam Strahl bei Raumschiff Enterprise. Dann hängen überall Tropfsteine in glitzerndem Weiß von der Decke. Auf ca. 30 Metern Tiefe kommt dann eine flächige weiße Watteschicht ( sieht jedenfalls so aus), die Helocline. Auf Deutsch ist das die Süß- Salzwasser- Trennschicht, wo noch irgendwelche Pflanzenoxidantien und Schwefel drin ist. In dieser Schicht, die ganz fluffig aussieht, sind lauter Wirbel und Formen, die wie Saturnmonde aussehen. Da wir die ersten am Tauchspot waren, war diese Schicht noch nicht durchwühlt und sah so toll aus, wie ein Wattebettchen aus dem Weltall. So etwas hab ich noch nie gesehen und ich war tief beeindruckt. Da das Wasser sonst so klar ist, vergisst man irgendwie ganz, daß man überhaupt im Wasser ist. Den zweiten Tauchgang haben wir dann in einer anderen Caverne gemacht, die einen wesentlich größeren Eingang hatte. Hier sah alles komplett anders aus, denn wir sind ganz viel unter Mangroven getaucht, die alle ihre langen spitzen Wurzeln in die Tiefe schicken. Das Wasser war hier eher grün, aber wieder so unglaublich klar. Hier gab es dann auch Tiere, dicke große Fische und riesige blaue Krabben. Die haben sich durch uns wohl irgendwie bedroht gefühlt und richtig hingestellt und wie mit `nem Wagenheber hochgebockt`, so daß sie gleich mal 3x so groß aussahen.
Heute hab ich mit Tauchen pausiert und Kultur gemacht, das hatte ich ja schon lange nicht mehr. Ich bin also nach Chichen Itza, eine der größten Maya Ausgrabungsstätten Mexikos, gefahren.
Sehr beeindruckend, mit einer riesigen Stufenpyramide, einer Sternwarte und einem sehr großen Ballspielplatz, wo dem Gegner der Kopf abgeschlagen und auf einem extra Tempel gebührend abgelegt wurde. Alles sehr interessant, zumal die Maya neben den ausgeklügelten Bauwerken, dem Kalender und des Wissens über Sonne, Mond und Sterne auch Zahnfüllungen und Gehirnoperationen durchgeführt haben. Meine Konzentration ließ leider nach kurzer Zeit erheblich nach, da es dort so unglaublich heiß war, das mir sämtliches Hirnwasser verdunstet ist. Irgendwann stand hinter mit ein älteres Pärchen aus Sachsen, wobei der "Babba" ein schickes original DDR Baby-Bade- Thermometer in den Händen hielt. Mir war bisher nicht geläufig, daß so etwas zur Maya- Ruinen- Besichtigungs- Grundausstattung gehört. Die "Mudddi" hat mir dann auch gleich nach meinem Ossi-Outing die aktuelle Temperatur durchgesagt: 42 Grad Celsius !!!
Ich musste mich ganz zügig verabschieden und eine Schattenecke aufsuchen, sonst wär der Rest meines Körperwassers auch noch verdunstet. Nein, das möchte ich nicht !
Morgen mach ich Gammeltag und übermorgen fahre ich in eine superschöne Kolonialstadt, nach Merida. Selbstverständlich werde ich Euch berichten.
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