Mérida, 03.-09. April 2014
- Uli Brosch
- 30. Dez. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Da Tauchen bekanntlich blöd macht ( alte Taucherweisheit), bin ich zu Präventionszwecken für 4 Tage nach Merida gefahren. Ich hoffe daß dies bei der vielen Taucherei der letzten Wochen nicht schon zu spät ist, denn mir fallen immer häufige die deutschen Worte nicht mehr ein. Meine persönliche Erklärung hierfür ist eine deutliche Überdosis an in englischer Sprache gehaltener Konversation, so daß ich bereits in englisch träume und auch kleine ( die Betonung liegt hier auf wirklich kleine!!!) Selbstgespräche in Englisch führe. Vielleicht ist es langsam an der Zeit heim zu kehren, bevor es zu spät ist und sich meine Muttersprache in Rudimente verflüchtigt.
Da es hier sehr komfortable Busse gibt, bin ich die 4- Stunden Strecke mit einem solchen Luxusliner gefahren. Also, so etwas gibt es in Deutschland nicht ! Da saß oder besser lag ich fast im dicken Polstersessel mit einem Beinabstand wie in der Flugzeug Business Class. Dazu gab es dann Getränke und Snacks und nach Geschlechtern getrennte, super saubere Toiletten. Der ganze Spaß war natürlich voll klimatisiert. So läßt es sich gut reisen und ich bin nach 4 Stunden in glühender Hitze in Merida angekommen. Hier habe ich ein super, super schnuckeliges kleines Hotelchen mit nur 4 Zimmern gefunden, welches erst seit 4 Monaten geöffnet ist und einem kanadischen Pärchen gehört. Ich sage nur ein Träumschen! Mein Zimmer, oder besser Palast, war so riesig und das Badezimmer fast größer als mein Wohnzimmer. Dazu hatte ich ein Ankleidezimmer, in dem ich mir mit meinem Tagesrucksack ( Madam reiste für 4 Tage nur mit leichtem Gepäck !) und meinen 4 Schlüpfern etwas verloren vor kam.
Alles war so schön eingerichtet,zusätzlich gab es im Hof noch einen Pool und immer schicke Erfrischungen. Das Beste war jedoch, daß man sich nicht wie in einemHotel, sondern wie bei Freunden zu Gast fühlte, quasi ein zu Hause fern von zu Hause( nur die Hackepeterbrötchen haben gefehlt).
Merida ist eine tolle kleine Kolonialstadt mit vielen sehr schönen bunten restaurierten Häusern und einer mächtigen, von den spanischen Konquistadoren erbauten, Kathedrale. Hierfür haben die mal eben eine Vielzahl der sich dort befindlichen Maya Bauten einfach zerstört und deren Steinquader zum Bau ihrer sakralen Monumente entfremdet. Zusätzlich gibt es überall wunderschöne Plätze. Der Größte ist die Plaza major, mit schatten- spendenden riesigen Bäumen, Springbrunnen und vielen Parkbänken, auf denen man stundenlang sitzen und Leute beobachten kann. Am Abend ist immer was los. Auf irgend einem dieser Plazas ist Musik und Tanz, meist auf einer Bühne und dann richtig mit Bestuhlung für die Zuschauer und für alle kostenlos. Oder man kann unter so einem schicken Laubengang an den Seiten eines solchen Platzes im Restaurant sitzen und den lokalen Darbietungen bei einem Vino blanco frönen,was ich meist getan habe. Herrlich!
Einen Tag habe ich von Merida aus einen ganz schönen Ausflug gemacht. Ich bin nach Uxmal, einer weiteren Maya Ausgrabungsstätte gefahren. Natürlich gab es dort wieder eine Pyramide, aber der Rest der Stätte war viel schöner als das so bekannte Chichen Itza. Das Beste war jedoch, daß so gut wie keine Touris da waren, da Uxmal ziemlich ungünstig und zu weit weg vom klassischen Mexiko- Touripfad liegt. Danach hab ich noch zwei Haciendas besucht. Die Erste ist super renoviert und nun ein *****Hotel, in dem sämtliche US Präsidenten schon residierten. Mein Fahrer ( die Besitzer meines schicken Hotels in Merida hatten mir nämlich für meinen Ausflug einen eigenen Fahrer organisiert..... quasi Miss Uli und ihr Chauffeur ;-)) hat dann irgendwie gemanagt, daß ich eine Führung bekam. Ich hatte ja keine Ahnung, wie groß so eine Hazienda wirklich ist. Das ist eine eigene Stadt gewesen, mit eigener Kirche, eigenen Arbeitern- die wie Leibeigene auf dem Gelände in einer Art eigenem Dorf beim Padron wohnten-, Stallungen und Gärten. Angebaut wurde Henequen, eine Maya Pflanze, die im kleinen Hafenort Sisal verschifft wurde. Da auf jedem Paket der Herkunftsstempel SISAL des Hafens aufgedruckt war, ist das Material bei uns nur als Sisal bekannt. Die hiesigen Sisal Padrone auf ihren Haciendas sind damit so unglaublich reich geworden, daß die Ausstattung der Haciendas so luxuriös war, daß sogar das Maschinenhaus mit feinsten Kacheln und Bodenfliesen bestückt war. Eine Pracht !
Danach sind wir auf eine andere Hacienda gefahren, die nicht so schick restauriert und modernisiert war. Hier hat man einfach alles so gelassen, wie es war und lediglich vor dem totalen Verfall bewahrt. Ich kam mir vor wie in einer Zeitmaschine, die Bewohner grad kurz die Räumlichkeiten verlassen haben und der Padron gleich um die Ecke geritten kommt. Alles stand noch an seinem Platz, die Möbel, die Küchenutensilien,sogar alte Blumensträuße. Das hatte so einen morbiden Charme und zusammen mit dem blauen Himmel und den vorbeiziehen Wolken sah alles einfach unglaublich aus. Nach 4 schönen Tagen mit Historischem, Kultur, Wein, Tanz und Gesang bin ich wieder nach Tulum, meiner Basis hier, zurückgekehrt, um noch weiter Cenoten zu tauchen ( es ist glaub ich noch genug funktionierende Hirnmasse vorhanden) und noch andere Maya Ruinen zu besichtigen. Da es mittlerweile schon Mitte April ist, muß ich leider langsam an die Heimreise denken....Mit Wilhelm Busch' s Worten "Eins, zwei, drei im Sauseschritt, eilt die Zeit , wir eilen mit ! "
Na, noch ist etwas Zeit übrig, und ich werde berichten, wie ich die fülle!
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