Palau/Koror 29. März-02. April 2014
- Uli Brosch
- 28. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Es ist mitten in der Nacht um 3 Uhr und ich sitze mal wieder am Flughafen, um auf meinen Flug nach Tokio zu warten. Von dort geht es dann nach Mexiko. Ich überquere wieder einen der großen Ozeane und reise auf einen neuen Kontinent. Das gefällt mir.Wie so oft verschöne ich mir die Wartezeit bis zum Abflug mit schreiben. Der Warteraum von Koror/ Palau ist klein und da es nach Japan geht, voller Japaner. Ich bin mal wieder die einzige Weiße. Ich komme mir teilweise vor, wie im Kinofilm. Die eine Hälfte der Wartenden hat sich in eine Darth Vader Fraktion verwandelt und trägt geschlossen Mundschutz. Natürlich tragen die nicht unsere normalen OP Mundschutze ( oder ... schütze ? wie bitte ist der Plural von Schutz ?, da mitten im Pazifik, wie schon mehrfach erwähnt, Internet ein rares Gut ist, kann ich das leider auch nicht mal fix nachlesen).
Was oder wer hier, vor was oder wem mit dieser in allen Variationen und Farben erhältlichen prä- oralen Präventionsmaßnahme geschützt werden soll, ist mir noch nicht ganz erklärlich. Vielleicht handelt es sich ja auch um einen japanischen Modegag, ich weiß es nicht. Die andere Hälfte der Wartenden sind junge Leute, die aussehen, als seien sie einem Manga Comic entsprungen. Die Mädels tragen Baby Doll Kleider in grell rosa, knall blonde Perücken, angeklebte Mega- Wimpern, riesige Kontaktlinsen und kichern und lachen die ganze Zeit. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, neben welcher Fraktion ich im Flieger sitzen oder lieber nicht sitzen möchte.
Nachdem ich ja nun eine Woche auf Yap war, bin ich nochmal 4 Tage nach Koror gereist, um zu tauchen und getreu meinem Motto "5 Sterne Hotel und Bambushütte" noch etwas schönes zu erleben. Die Bambushütte war diesmal eher Bate's Motel aus Hitchcocks Psycho. Meine Unterkunft war ein kleines Hotel mit dem Charme und der Ausstattung der 50er/ 60er Jahre und einem Bad, daß eben genauso aussah,wie im Film. Ich hab immer darauf gewartet, daß jemand ganz laut " Noooormen" über den Flur ruft.Und.... ich habe die Dusche überlebt. Nun kommt aber das 5 Sterne Hotel ins Spiel, diesmal in Form eines Fluggerätes.
Ich habe mit noch 2 zwei total netten schweizer Mädels einen Helikopter gemietet, um damit über Mikronesiens Inselwelt zu fliegen. Der erste Versuch ging daneben. Unser Flug wurde wegen der Ankunft eines unerwarteten außerplanmäßigen internationalen Fluges abgesagt ( der Flughafen von Koror ist so klein, daß wohl immer nur ein Fluggerät Platz hat ;-)) Am nächsten Tag hat es dann aber geklappt und das Abenteuer ging los. Am Flughafen hat uns unser Pilot tatsächlich gefragt, ob er die Türen abschrauben soll. Bitte????? Nach 3 Sekunden überlegen haben wir sofort beschlossen, ja , wir fliegen ohne Türen. Dann einsteigen, anschnallen ( sicher ganz wichtig wenn man mit ohne Türen fliegt) und Kopfhörer aufsetzen und Abflug, meine Damen !
Der absolute Wahnsinn! Ich durfte auch noch vorn neben dem Pilot sitzen und der ist dann in schönen Schräglage-Schleifen über die knallfarbene Inselwelt Palaus mit drei schreienden adrenalinüberfüllten Mädels gerauscht. Das war so unglaublich toll, unter einem das blau-grüne Meer mit tausenden Inselchen mit knallweißen Sandbänken, das türkise Korallenriff und schäumende Wellen.Über dem German Channel ( um einen ewig langen Boots- Umweg zu sparen, haben die Deutschen im ersten Weltkrieg mal fix einen über 100 Meter langen Kanal ins Korallenriff gesprengt) haben wir dann auch noch Manta Rochen von oben gesehen. Das Ganze mit wehendem Haar bei offenem Heli. Mir hat nur noch Musik gefehlt, denn ich mußte immer an Apocalypse now denken.
Irgendwie hab ich gerade immer Film Assoziationen und das ist bestimmt genetisch ( meine Mutter Inge ist nämlich auch so eine Cinematographie -Verrückte). Ich komme mir langsam vor, wie in meinem eigenen Kinofilm, denn ständig erlebe und sehe ich Dinge, die mich an Filme erinnern oder die so skurril sind, das ich gar nicht glauben kann, daß das nun wahr sein soll. Mittlerweile denke ich aber, daß als Alleinreisende die Wahrnehmung komplett anders ist und man einfach auf ganz andere Dinge, Abläufe und Personen achtet und diese auch noch anders einschätzt und wertet, als wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist.
Nun bin ich nach fast 30 Stunden unterwegs sein in Mexiko/ Tulum angekommen. Gestern Abend bin ich noch fix auf ein Glas Weißwein in die Bar um die Ecke gegangen und dann, zack, ins Bett gefallen. Heute muß ich wieder Tauchbasen checken, da ich hier ja Süßwasser- Höhlentauchen machen möchte. Was ein Streß. Eigentlich muß ich mich mal ausruhen, da ich seit 4 Wochen bis auf die Flugtage jeden Tag im Wasser zum tauchen war. Jaaaaa, bitte etwas mehr Mitleid bitte, das ist körperlich sehr anstrengend !
Ich berichte Euch, wie es hier weiter geht, viva la Revolution oder war das hier Korruption ?
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