Sturm, 30.08.2023
- ulibrosch
- 31. Aug. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Letzte Nacht war hier Sturm. Das klingt jetzt nicht sehr imposant. Wir hören ja nur immer im Wetterbericht es kommt ein atlantischer Sturmausläufer. Eben nur ein Ausläufer! Oder Ausläuferchen. Wie ist das also auf einer kleinen Insel mitten im Atlantik? Nun denn, ich kann berichten.
Nach Einbruch der Dunkelheit bin ich in mein Tanzgruppenlokal gegangen, um ein nettes Abendbrot zu mir zu nehmen. Es war wieder sehr lustig, die Kellner haben getanzt(diesmal mit Koch in Kochmütze) und ich wünschte, so was würde es in Deutschland auch mal geben. Alle hatten gute Laune, haben gelacht und mit Nichten wirkte das Ganze aufgesetzt. Personal und Gäste hatten höllisch Spaß. Zudem gab es Life Musik mit einem Solo-Gitarristen. Sehr schön war das . Ich hatte nette, lustige und gesellige Tischnachbarn und damit einen tollen Abend.
Auf dem Heimweg fing es bereits in der Ferne an zu blitzen und donnern.
Ich stand dann noch ein bisschen auf meiner Terrasse und habe mir den „Blue Moon“, den 2. Vollmond in einem Monat angesehen (kommt ja nur alle 2-3 Jahre vor, dass der Mond dann der Erde so nah ist). Da war auch noch klarer Himmel. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass keine Wehrwölfe hier rumschleichen, bin ich in mein Zimmer und hab schön gelesen.
Nicht sehr lange, denn dann gab es ein ohrenbetäubendes Donnern und Krachen und es fing an wie aus Kannen zu schütten und zu winden, dass sich meine schöne Palme vor dem Fenster nur so schüttelte. Ich habs nicht mal mehr geschafft, mein Tauchhandtuch von der Terrasse zu holen.
Das ganze Haus hat gewackelt, zumindest hat es sich so angefühlt. Irgendwann, ist das Regenwasser durch die Terrassentür ins Zimmer geflossen, neben meinem Bett kam das Wasser die Wand runter und in der Zimmerschräge begann es von der Decke zu tropfen. Oh, dachte ich, kurz mal nachdenken. Ich hab alle meine fürs Fotografieren wichtigen Auflade-Elemente und Kabel ins Bad gebracht, denn da war es am Trockensten (was für ein Paradoxum).
Mit selbstgedrehten Handtuchbarrieren vor der Terrassentür ließ sich das Wasser auch nicht stoppen, das von der Decke sowieso nicht. Na egal, mein Bett war und blieb trocken und ist ca 40 cm hoch. So hoch wird das Wasser ja nicht steigen, dachte ich, mummelte mich ein, las noch ein wenig und schlief bei Wind, Blitz und Getöse irgendwann ein.
Zum Glück erwachte ich durch Tageslicht und nicht durch eine nasse Matratze!
Die See war heute früh dementsprechend aufgewühlt und wirklich wirklich sehr wellig. Ich weiß, was Vollmond für die Gezeiten und zudem auch für Strömungen bedeutet und bin trotzdem Tauchen gefahren. Schon allein das Beladen des Bootes am Pier war extrem schwierig bei dem Wellengang. Da war ich aber quasi nur Zuschauer und musste nach Beladung nur mich selber und die Kamera irgendwie aufs Boot bringen. Die Tauchguides, unser toller Kapitän und der Bootsjunge waren dabei sehr hilfreich, um nicht zwischen Stegleiter und Boot in den Wellen zu landen.
Auf der Rausfahrt war ich schon nach 10 Minuten seekrank. Mir war so was von schlecht. Wohlweislich hatte ich zum Frühstück nur eine Banane gegessen. Die ist mir zum Glück auch geblieben. Es waren noch 5 andere Taucher auf dem Boot heute, die allesamt ihres Frühstücks entledigt wurden. Leider ging’s denen danach auch nicht besser. Ich weiß zum Glück, dass es Unterwasser immer besser ist, aber bis dahin muss man auch erst mal kommen, denn bei extremer Strömung mussten wir wieder mehrere Bojen anfahren, um zu checken, ob dort Tauchen überhaupt möglich war. Endlich an einem Ziel angekommen, heißt es dann seekrank und wahrscheinlich Kermit- froschgrün im Gesicht das Equipment bei mega Wellen und Geschaukel anzulegen(Neoprenanzug hatten wir alle schon an, das würde gar nicht nicht anders auf dem Boot gehen). Ich war die Erste im Wasser ! Weil ich einfach auch reinmusste, sonst wär ich durchgedreht. Es war abgesprochen, falls die Strömung nicht zu stark ist, dass ich gleich am Seil abtauche und nicht erst auf die ganze Gruppe warten muss. Ahhhhhh, was eine Wohltat. Auf 5 Metern war es dann deutlich besser. Ich hab unten auf die anderen gewartet und wurde mit einem schönen Tauchgang belohnt. Ich habe nämlich eine Model-Muräne getroffen, die ewig vor meiner Linse posiert hat. Ich hatte das Gefühl, die konnte sich in der Linse selber sehen, denn sie hat sich von allen Seiten ganz nah und friedlich gezeigt. Normalerweise können Muränen extrem schlecht sehen. Man kann relativ nah an sie heran, aber wenn die magische Muränengrenze- und die kennen sie leider nur selber - unterschritten ist, beißen sie gerne mal. Das kann extrem unangenehm werden, nicht ob der Zähne selber wegen, sondern deren Bakterienbesatz, der dann ganz olle Infektionen machen kann. Zähneputzen ist in Muränenkreisen eher ungewöhnlich.
Aber diese weiße Schöne wollte es heute wissen und Portraitfotos bekommen. Dann wohnte sie auch noch ausgesprochen dekorativ neben einer tollen Muschel und im Vorgarten hatte es sich ein Einsiedlerkrebs samt Häuschen bequem gemacht. Den sieht man übrigens auch auf den Fotos. Ich hätte Stunden da vor ihr liegen und fotografieren können, aber das strapaziert meist die Geduld der Mittaucher extrem.
Die Oberflächenpause war dann wieder eine Tortur für alle bei immer noch extremen Wellen. Wir waren auch grad nur so lange nicht im Wasser, wie es der Computer verlangte und ich war so froh, wieder unten zu sein.
Ich habe dann neben einem Ammenhai gelegen !!!! Ich meine was heißt da schon „ich habe eine Wassermelone getragen“ 🤭!
Ammenhaie liegen oft unter Felsvorsprüngen im Sand und sind eher gutmütig. Meiner war größer als ich. Sie haben ein kleines Maul und nur kleine Zähne, weil sie ihre Beute eher einsaugen, anstatt zu zerreißen. Das mit dem Einsaugen würde bei meiner Popo-Größe sicher nicht so einfach funktionieren. Wenn man also ganz vorsichtig ist, kann man sich neben sie legen. Das hab ich heut getan und es war einfach nur schön. Dafür hat sich für mich die ganze Schaukelei und Übelkeit wirklich gelohnt.
Ab morgen soll das atlantische Wetter wieder etwas besser werden. Natürlich berichte ich.
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