Yap, 23.-29. März 2014
- Uli Brosch
- 27. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Nachts um 2 Uhr bin ich auf Yap gelandet, bevor ich 2 DIN A4 Seiten zur ordentlichen Einreise in die Vereinten Förderationen von Mikronesien ausgefüllt habe ( für ein Land mit 12000 Einwohnern ein ganz schöner Aufwand !). Ich wurde abgeholt. Da standen zwei riesige Typen von ca. 2m Körpergröße ( und auch fast so breit) mit Glatze und Blumenkranz auf dem Kopf und hielten ein kleines zierliches Schildchen mit meinem Namen -Uli- in ihren Pranken und erwarteten mich.
Der eine nuschelte dann mit dicker Backe ( natürlich Wange) so was wie Willkommen und ich dachte nur: " oh, der Arme hat Zahnschmerzen"... Bis er und sein Freund dann freundlich grinsten und knall rot-schwarze Zähne zum Vorschein kamen. Alles klar, Bethelnuß !!! Die ganze Insel kaut Bethel, Männer und Frauen, zu jeder Zeit, an jedem Ort und alle haben rote Zähne und müssen permanent spucken.
Gut, das hätte ich vielleicht nicht als Einstieg schreiben sollen, denn wenn ich jetzt auch noch sage, dass dies einer der schönsten Orte der Welt ist, an dem ich jemals war, halten mich alle für irre! Aber das ist wirklich so. Die Menschen hier sind so lieb und vor Allem authentisch. Viele laufen mit ihren traditionellen Kleidern herum: Männer mit Bastkörbchenhandtasche !!!! ( darin befindet sich das Bethelnuß- Kau -Equipment ), Blumenkranz und so einer Art überdimensionaler Lendenshort und die Frauen mit noch schönerem Blumenkranz und zt. oben ohne. Alle lachen einen immer an ( ob das am Bethel kauen liegt....) und sind sehr herzlich. Die Verständigung ist, ob der immer mit Bethelnuß gefüllten Wangen, manchmal etwas schwierig. Meine Tante Fritzi als Fachfrau für Sprachfehler hätte an der Nuschelei hier ihre wahre Freude !
Ich wohne in einem super tollen Hotel, was Bill Acker, einem absoluten Manta Rochen Spezialisten gehört. Vor dem Hotel ist ein riesiges altes Holzschiff vertaut, was als Restaurant dient. Hier sind so gut wie keine Touristen. Die Leute, die hier im Hotel wohnen, sind fast alle Profi- Unterwasser- Fotografen, Biologen oder Meereswissenschaftler...... und ich. Die Tauchbasis ist der Hammer, super ausgerüstet mit extra Profi-Foto- Arbeitsplätzen. Ich bin die Einzige, die nicht mit eigener Tauch-Ausrüstung angereist ist und deren Kameraequipment nicht 3 extra Kisten füllt. Alle anderen tauchen high end Equipment ( die sind aber auch nicht 4 Monate unterwegs). Ich bin eben old school, wie man so schön sagt. Ich bin auch die Einzige, die nicht Nitrox taucht. Für die Nichttaucher unter Euch: das ist so, als ob man mit `nem Trabbi mit lauter S Klasse Mercedes eine Rallye fährt. Da ist Geschick gefragt ! Funktioniert gut, bis jetzt gab es noch keine Einschränkungen für mich beim Tauchen.
Tja und Tauchen...... was soll ich sagen. Jeden Tag, denke ich, ich träume und gleich wache ich auf und Alles ist weg. Erster Tauchgang, 30 Minuten rausgefahren, abgetaucht auf 5 Meter und nach 10 Minuten kreisen ca. 8 riesige Mantarochen 20 cm über meinem Kopf...., den ich dann immer einziehen mußte, damit mir nicht ein neuer Scheitel gezogen wird.
Da bin selbst ich sprachlos! Der Tauchgang hat dann auch 1,5 Stunden gedauert. Ich hab ja schon gedacht, die Philis und Koror ist das Taucherparadies, aber das hier toppt alles ! Der zweite Tauchgang war dann auf einem Plateau mit glasklarem Wasser, Abtauchen und Haie, so viel wie Plankton im Wasser- nicht zu zählen und überall, über, unter, vor, hinter und neben mir, Grauhaie, Weiß- und Schwarzspitzenriffhaie. Da muß man aufpassen, daß man keinen von denen mal aus Versehen anrempelt.... oder eher anders herum? Wenn man also ganz still im Wasser bleibt, kommen die auch ganz nah ran, so bis auf 50 cm und gucken einem gaaaanz tief in die Augen bis sie gelangweilt abdrehen. Ich hätte nie gedacht, daß ich so etwas mal erleben werde.
Auf dem Piraten- Restaurantschiff gibst jeden Abend frischen Fisch und Videos und Fotos von Tauchern auf Leinwand zu bestaunen. Für Leute, die nicht tauchen, ist das sicher ein bisschen langweilig, für mich ist das einfach nur toll.
Überall auf der Insel liegt tonnenschweres Steingeld herum. Das ist die eigentliche Währung der Einheimischen hier. Also bezahlt wir natürlich alles in Dollar, aber bei größeren Geschäften untereinander wird immer noch damit bezahlt. Jedes Geldstück ( besser, runde Riesensteinscheibe) hat ihre eigene Geschichte und die Menschen hier sind unheimlich stolz darauf.
Ansonsten kann man hier noch ein bisschen über die Insel wandern oder Kajak fahren. Ab 22 Uhr ist kein Auto mehr unterwegs. Falls doch, ist jemand krank oder besoffen, wurde mir erklärt.
So, ich muß jetzt gleich raus zum tauchen.... Ich berichte Euch weiter aus meinem Paradies.
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